Haus Nr. 46

Fundevögel

Größe: 100 x 55 x 12 cm

Material: Metallobjekte, Bindfaden, Draht

Text: Für das Vogelhäuschen finde ich Dinge in meiner Umgebung und baue aus ihnen einen Ort des Zufalls: Die Objekte, ihres Sinns beraubt, klingen im Wind, repetitiv und unverständlich wie Vogelrufe.

Bonus/Skizzen

Schrott ist seit über zwanzig Jahren mein Lieblingsmaterial für Musik, Performance und Installationen. Er sieht interessant aus, klingt gut und zeigt eine Welt nach der Katastrophe, in der alles kaputt und funktionslos ist.

Normalerweise verwende ich alle Objekte so, wie ich sie finde. Ich reinige sie, aber ich verändere nichts und befestige sie nicht. Als loser Haufen lassen sie sich in verschiedene Formen legen, auftürmen, anhäufen, anlehnen, verteilen, ordnen (nach Größe, Form, Farbe …), rollen, werfen, ziehen, schieben, schlagen, schaukeln, rütteln … Das wichtigste Kriterium ist der Klang. Schönheit ist situationsabhängig. Die Haptik spielt auch eine Rolle: Rost nervt, scharfe Kanten sind gefährlich.

Ein paar Wochen vor Abgabetermin frage ich mich: Woraus baue ich mein Vogelhäuschen? Da ich ungern meine Instrumente aus der Hand gebe, schaue ich mich um nach Neuem. Gefunden habe ich: einen wandmontierten Aschenbecher, das Thermometer von einem alten Einkochtopf, ein Heizungsgitter, ein Hausnummernschild, zwei Überstellungsnummerntafeln, ein paar geprägte Blechstücke, eine Feuerzange, ein Stück U-Profil, ein Rohrverbindungsstück und ein Ding, von dem ich nicht weiß, was es ist und wie es heißt.

Sägen, Bohren und Montieren, das mache ich ungern, aber hier musste es sein, sonst wirds kein Vogelhaus.

Elisabeth Flunger

Elisabeth Flunger,  *1960 Bozen (IT)

Schlagzeugerin, Komponistin, Klangkünstlerin und Performerin.

www.eflunger.com

Elisabeth Flunger, *1960 in Bozen, ist Schlagzeugerin, Komponistin, Performerin und Klangkünstlerin und lebt in Wien. Sie hat Musikwissenschaft an der Universität Wien und Schlagzeug und Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien studiert. Sie spielt improvisierte und komponierte zeitgenössische Musik, arbeitet in Theater- und Tanzproduktionen, hält Improvisations- und Kompositionsworkshops für Kinder und Erwachsene und konzipiert orts- und themenspezifische spartenübergreifende Installationen und Performances.

Elisabeth Flungers Instrument ist seit über zwanzig Jahren eine Ansammlung von Metallobjekten, die sie in Konzerten, Rauminstallationen und Performances verwendet. Die Objekte sind Fundstücke, Teile von Werkzeugen und Geräten, Musikinstrumente, Bau- und Bastelmaterialien und anderes. Für dieses Instrumentarium hat sie spezielle Spieltechniken entwickelt und eine Reihe von Solostücken komponiert. Musik entsteht dabei oft als Nebenprodukt, improvisatorisch, geräuschhaft und zufällig. Der Schrott als Relikt, als Fundstück steht für Zufall und Vergänglichkeit und erinnert an die Welt, wie sie einmal sein wird.