birdland

bürgermeister zawinul zum neu eröffneten stadtteil „birdland“ im live-interview in der sendung „independent kopfkino“ exklusiv auf Birdy TV:

„es waren einmal zwei birdies, die waren ein kongeniales paar. und sie zwitscherten so gern und liebevoll miteinander, freuten sich am gemeinsamen gesang und (mitunter abenteuerlichen) flügen: das alles war so frei und phantasievoll und verspielt und pointiert und verrückt, es war herrlich!

das eine birdie hatte die führung über, das andre verströmte eine atmosphäre natürlicher autorität. das ging wunderbar zusammen, besser noch als man sich’s vorstellen kann, und so hatten sie auch zusammen eine firma: rspbrry club, nach ihrer lieblingsfarbe und lieblingsbeere benannt. hin und wieder (und besonders leidenschaftlich) streiften sie in miezen-manier (ausgerechnet!) auf leisen, aber nicht unbemerkt bleibenden pfoten durch stadt und wald und heckten wunderbare dinge aus, während sie fröhlich und zugleich ernsthaft und verzückt über das zusammenleben von zwei- und vierbeinern, tatzen- und schnabelpflege, kunst-schnee und eis-tanz, oder neue irrsinnig gute umzusetzende ideen zwitscherten und maunzten.

vor ihrem rspbrry club-unternehmen hatten sie bereits 2016, ganz am puls der zeit, schon eine briefkastenfirma gehabt, in wunderschönem gelb – wie es sich gehört. die war aber nicht besonders erfolgreich gewesen, nur aus monetärer sicht, versteht sich’s. das war wohl der schlechten stimmung im Postfachwesen geschuldet, und der krise in panama. die birdie-miezen ließen sich davon aber nicht abhalten, weiterhin wahnsinnsideen zu entwickeln und mit größter, eigentlich unmöglicher leidenschaft umzusetzen, wo es nur ging!

und so stehen wir heute da, mit einer ganz neuen siedlung, die nicht nur hoch hinaus will, sondern leicht und schwebend ist. für alle vögel: die sing- und lockvögel, meisen und möwen, amseln und adler, störche, eisvogel und selbstverständlich zaunkönige. wie auch alle zaungäste – die sollten sich herzlich eingeladen fühlen. zugvögel sowieso: sie haben ja eine sehr anstrengende, weite reise hinter sich und sollten entsprechend freundlich willkommen geheissen werden. die ganze vogelschar eben, in all ihrer wunderschönen vielfalt sollte hier, in einer von ausgezeichneten erstklassigen künstler*innen und star-architekt*innen und musikmacher*innen und schreiber*innen eigens entworfenen aeronautischen mustersiedlung (die werkbundsiedlung diente hier quasi als boden-ständiges vorbild) einen ort vorfinden, an dem sie alles finden würden, was piepsis für ein gutes leben brauchen. das ist ja nicht zu viel verlangt! futter- und nisthäuschen für alle! eine vielzahl von nestern aus stromdrähten, bast und zigarrenboxen, eine ganze menge guter lokale, aber auch ein briefkasterl, ein liebesnest, tv für kultur, information und unterhaltung, ebenso wie disco und anspruchsvolle beschallung, spa, hygieneanstalt und notfallsambulanz, und selbstverständlich fotostudio, architekturjuwelen, spielplatz und performancebühnen, baustoffzentrum und (selbstredend) die heutzutage obligate, weil sicherheit suggerierende überwachung von luxusvillen.
birdland ist hiermit offiziell eröffnet.“

vögel sind frei, kommunikativ und unglaublich anpassungsfähig. sie zwitschern und pfeifen in einer solchen vielstimmigkeit an vogelsprachen, dass es eine wonne ist! gewisse hartgesottene und technikaffine stadtbirdies sind zwischenzeitlich sogar der ampel- und klingeltonsprachen mächtig. und sie sind in der lage, die welt aus der vogelperspektive zu betrachten, instinktiv einen weitblick zu entwickeln. das ist teil ihrer überlebenskunst, denn nicht wenige von ihnen sind gefährdet, da ihr lebensraum und damit ihre freiheit zunehmend eingeschränkt sind.

künstler*innen wiederum gelten oft als „schräge“ vögel der gesellschaft und genießen eine dubiose narrenfreiheit, denn den schillernden paradiesvögeln und komischen käuzen wird viel abverlangt: weil sie es wagen, dinge anders zu denken und die welt nötigenfalls auf den kopf zu stellen, werden sie gefeiert und stehen zugleich am rande – ihre lage ist oft prekär und weniger oft glamourös. und doch schaffen sie es immer wieder, sich eine freiheit im geiste auch unter ökonomischen und sozialen zwängen zu bewahren.

das ist echt stark und nicht nichts!

am ente haben alle einen vogel.

die mustergültige siedlung für die vögel im stadtteil birdland bietet ab sofort allen einen ort unvoreingenommener begegnung.

Jeanette Pacher
(Haubentaucher, Nachteule i.D.)